Fahrsicherheitstraining für Solinger Rettungsdienst

Mit Blaulicht die Nerven behalten: Anfang Mai waren Mitarbeiter des Solinger ASB-Rettungsdienstes bei einem Fahrsicherheitstraining in Olpe zu Gast.

Retter mit Blaulicht und Martinshorn haben Sonder- und Wegerechte im Straßenverkehr. Was man darunter versteht und wie man sie reibungslos in Anspruch nimmt, erfuhren die Solinger Mitarbeiter des ASB beim Fahrsicherheitstraining in Olpe.

Bei Rot über die Kreuzung oder entgegen der Einbahnstraße fahren, rechts überholen oder auf einen Behindertenparkplatz stehen: Wer sich wie Polizei, Feuerwehr und Rettungswesen zur Erfüllung hoheitlicher Aufgaben im öffentlichen Raum bewegt, dem räumt der Gesetzgeber mit § 35 der Straßenverkehrsordnung die ausnahmsweise Befreiung von den Vorschriften ein. Doch ihre Wahrnehmung ist mit einer großen Verantwortung und auch ein bisschen Können verbunden. Genau das lernte ein Team aus neun Sanitätern des ASB-Rettungsdienstes Solingen rund um Leiter Jan-Lukas Kaletsch Anfang Mai im ADAC-Verkehrssicherheitszentrum des Olper Automobil-Clubs. „Gerade für Kräfte von Rettungsdiensten ist ein Fahrsicherheitstraining besonders wichtig“, stellt Thomas Heß fest. Der Fahrsicherheitstrainer führt regelmäßig solche Praxisschulungen mit Rettungsdiensten am ADAC-Verkehrssicherheitszentrum des Olper Automobil-Clubs durch und weiß um die Problematik der Sonderrechte. „Durch ihren Auftrag nutzen Rettungsdienste die Verkehrsflächen deutlich über die normalen Bedingungen hinaus und verursachen dadurch naturgemäß auch eine größere Betriebsgefahr. Darum muss man wissen und auch erstmal die Erfahrungen machen, was es bedeutet, diese Verantwortung zu tragen“, so der Siegerländer.

Viel Ermessenspielraum bei der Bewertung

Sebastian staunte nicht schlecht, als er mitten im Rettungseinsatz von der Polizei auf der Autobahn angehalten und verwarnt wurde. Sein Vergehen: Er telefonierte mit dem Diensthandy während der Fahrt mit der Einsatzleitung. Der Polizist erachtete das als nicht notwendig und stufte es als verkehrsgefährdend ein. „Ich hätte für dieses Telefonat rechts ranfahren und anhalten sollen“, berichtete Sebastian, der das Ordnungsgeld in Höhe von 100 Euro zähneknirschend zahlte. Fahrsicherheitstrainer Heß konnte den Unmut gut nachvollziehen. Der 38-Jährige kennt Situationen, wie die beschriebene. Dieses Beispiel zeige jedoch, dass die Bewertung solcher Sachverhalte nicht immer ganz einfach ist; in Ausnahmefällen hilft hier nur eine richterliche Klärung, so Heß. „Man darf ausdrücklich andere Verkehrsteilnehmer behindern oder belästigen, aber niemanden gefährden oder schädigen, obwohl die Übergänge manchmal eng beieinanderliegen.“ Aber letztlich sei das auch immer eine Momententscheidung des Fahrzeugführers.

Eine deutliche Empfehlung legte Heß jedoch jedem ans Herz, und die lautete: maximale Sicht- und auch Hörbarkeit gewährleisten. „Auch wenn es oft nervt: Bitte verzichtet nicht aus falscher Rücksichtnahme auf das Martinshorn – auch nicht in der Nacht. Jeder ist dafür verantwortlich, keine Unbeteiligten im Einsatz zu schädigen und sollte dafür alle Warnmittel nutzen, die zur Verfügung stehen, mahnte Heß.“ Grundsätzlich ist höchste Eile gestattet, um Menschenleben zu retten und schwere gesundheitliche Schäden abzuwenden. Was dabei das richtige Maß sei, liege auch immer am konkreten Einzelfall, so Heß, schließlich führe man mit einem fünf Tonnen schweren Rettungsfahrzeug überspitzt gesagt eine „Waffe“, wenn sie außer Kontrolle gerate, erklärt der erfahrene Trainer.

Die Wahrheit liegt auf dem Übungsplatz

Keine zwei Wahrheiten gibt es in der Praxis auf dem Übungsparcours. Ein Bremsweg ist eine feste Größe, ebenso die Fliehkräfte, die auf ein Fahrzeug in einer Kurve einwirken. Apropos Kurven: „Meine größte Angst war heute, dass sich hier ein Fahrzeug auf die Seite legt“, gestand Jan-Lukas Kaletsch, der seinen mitgebrachten Fuhrpark aus zwei RTW, zwei KTW und einem PKW gerne vollständig wieder mit in die Klingenstadt zurücknehmen wollte. Diese Gefahr sei durchaus gegeben, erwidert Heß, denn das elektronische Stabilitätsprogramm im Fahrzeug könne nur funktionieren, wenn alle Räder Bodenkontakt haben. „Ist das nicht der Fall und man kommt ins Schleudern, hat man schon vorher einen gravierenden Fehler gemacht“.

Slalomfahren im Konvoi, Gefahrenbremsungen, Vollbremsungen bei starker Nässe, Ausweichen, Einparken auf engem Raum: Durch ständige Rotation konnte jeder Solinger Sanitäter die spezifischen Besonderheiten mitgebrachten Fahrzeuge hinterm Steuer kennenlernen. Schwerwiegende Fehler blieben während des vollen Übungsprogrammes aus, dafür erfüllten sich die Erwartungen der Teilnehmer voll und ganz. „Es sollte Spaß machen und wir wollten sehen, was die Autos aushalten“, zieht Jan-Lukas Kaletsch eine positive Bilanz des Trainingstages im Sauerland. Und das sei komplett gelungen. „Wir werden in jedem Fall wiederkommen, damit das heute Gelernte nicht im Alltag untergeht.“

Ansprechpartner*in

Jan-Lukas KaletschLeiter ASB-Rettungsdienst Solingen

Rettungswache Solingen
Löhdorfer Straße 38
42699 Solingen

0212 22107003
j.kaletsch(at)asb-bergisch-land.de